Aktuelle Prognosen konstatieren, dass von 45 untersuchten Industriestaaten nur jeder 5. Staat realistische Aussichten hat, das Ziel der HCV-Elimination bis 2030 tatsächlich zu erreichen. Deutschland gehört, so wie es aussieht, nicht dazu. Deshalb kommt es jetzt darauf an, die inzwischen auf den Weg gebrachten, strategisch wichtigen Maßnahmen mit Nachdruck umzusetzen, fordert Prof. Hofmann.
Entscheidend für den Sieg über die Viruserkrankung ist es, Infizierte früh zu erkennen und einer geeigneten Heilbehandlung zuzuführen. Dafür hat es in Deutschland in jüngster Zeit zwei entscheidende Weichenstellungen gegeben. Seit Oktober 2021 ist der serologische Antikörpertest auf Hepatitis C als Teil der Vorsorgeuntersuchung ab 35 Jahren möglich (Check-Up 35). Bei positiver Testung erfolgt eine weitergehende Bestimmung der HCV-RNA. Darüber hinaus ist die bisher vorgeschriebene Wartezeit von sechs Monaten vor einem Therapiestart zugunsten einer neuen Klinischen Definition der chronischen Hepatitis C vereinfacht worden, die unter festgelegten Bedingungen bei positivem RNA-Nachweis individuell einen schnelleren Therapieeinstieg erlaubt.
„Das ist ein großer Durchbruch, den die deutschen Hepatologen nach vielen Anstrengungen endlich durchsetzen konnten“, erklärt Prof. Hofmann. „Für die Erreichung des WHO-Ziels kommt es jetzt darauf an, konsequent vor allem in den Risikogruppen nach unbekannten Infektionen zu suchen und den Betroffenen schnell Therapien zu vermitteln.“