Darmkrebsvorsorge unter Corona – wer trotzdem hingeht profitiert

Die Anzahl der Darmkrebsfälle und die Anzahl der daran verstorbenen Menschen haben in Deutschland seit Beginn des gesetzlichen Darmkrebs-Screening-Programms kontinuierlich abgenommen. Das ist zu einem großen Teil der Darmspiegelung zu verdanken, daran lassen Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg in einer aktuell veröffentlichten Datenanalyse keinen Zweifel.

„Vor diesem Hintergrund beunruhigen uns niedergelassene Magen-Darm-Ärzte Berichte, nach denen im Jahr der Corona-Krise Menschen offenbar Darmkrebsoperationen hinausgeschoben und zum Teil nicht angetreten haben“, erklärt Dr. Albert Beyer, der Vorsitzende des Berufsverbandes bng. Nach Angaben der AOK ging die Anzahl der operativen Darmkrebsbehandlungen in der ersten Pandemiewelle um 17 Prozent und in der zweiten Pandemiewelle um 20 Prozent zurück. Zudem gibt es Hinweise, dass bei den behandelten Fällen eine Verschiebung hin zu fortgeschritteneren Stadien erfolgt ist.

„Die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte haben die Gefahr einer sinkenden Inanspruchnahme von Vorsorge-Darmspiegelungen im Zuge der Corona-Pandemie früh erkannt und mit konsequenten Schutzmaßnahmen dafür gesorgt, dass die Untersuchung trotz Lock-Down weiterhin sicher unter höchsten hygienischen Standards zur Verfügung gestanden hat“ erklärt Dr. Beyer. Dass die Menschen auch in diesen Krisenzeiten Vertrauen in die Sicherheit der ambulante Vorsorge haben, belegen die jüngsten Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), denen zufolge die Inanspruchnahme von Darmspiegelungen 2020 im Vergleich zu 2019 sogar leicht zugenommen hat.

Nach Auffassung der Heidelberger Forscher könnten Neuerkrankungen und Sterbefälle bei Darmkrebs weiter sinken, wenn die bestehenden Vorsorgeangebote von Anspruchsberechtigten stärker genutzt würden. Sie empfehlen im etablierten Screening-Programm leicht verständliche Informationen mit einem niedrigschwelligen Zugang zu wirksamen Vorsorgeangeboten zu kombinieren. „In Zeiten der Krise führt aber auch das nur zum Erfolg, wenn die Menschen von der Sicherheit der stationären Versorgung genauso überzeugt sind, wie sie es von der Sicherheit der ambulanten Versorgung offensichtlich sind“, konstatiert Dr. Beyer.

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