Vor zehn Monaten hat das Bundeskabinett eine Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen beschlossen. Die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte setzen sich dafür ein, dass in diesem Rahmen ein nachhaltiges Screening-Programm für Hepatitis B-Erkrankte auf den Weg gebracht wird.
Bundesminister Hermann Gröhe hatte anlässlich der Vorstellung der Strategie im April 2016 die vergleichsweise gute Versorgungslage in Deutschland herausgestellt, zugleich aber mit Nachdruck auf die Notwendigkeit verwiesen, in den Anstrengungen nicht nachzulassen. Dabei mahnte er insbesondere an, alle sexuell und durch Blut übertragbaren Krankheiten in den Blick zu nehmen, um Gemeinsamkeiten in der Prävention, Testung, Diagnostik zur Verbesserung der Versorgungssituation zu nutzen.
„Ein Hepatitis B-Screening böte einen guten Hebel, um mit Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen anzusetzen“, erläutert die Hepatitis-Expertin der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte, Dr. Gisela Felten. „Denn die Infektion mit dem Hepatitis B-Virus ist eine Indikatorerkrankung für Infektionen mit dem Aids-Virus und andere sexuell übertragene Erkrankungen. Einer aktuellen Studie des Robert Koch-Instituts zufolge weisen in einigen Regionen Deutschlands bis zu ein Drittel der injizierenden Drogenkonsumenten Zeichen für einen chronifizierten Krankheitsverlauf auf.“
Die Hepatitis B ist eine durch eine Infektion mit Hepatitis B-Viren hervorgerufene Leberentzündung, die meist sexuell oder bei der Geburt übertragen wird. Bei Erwachsenen heilt sie in der Regel spontan aus. In bis zu zehn Prozent der Fälle kann die Krankheit chronisch werden und bei bestimmten Patientengruppen zur Leberzirrhose führen. Infektionen bei Kleinkindern werden oft chronisch.
Tests auf Antikörper haben gezeigt, dass bestenfalls die Hälfte aller intravenösen Drogennutzer gegen Hepatitis B geimpft ist. „Eine höhere Durchimpfungsrate dieser Risikogruppe ist sehr zu wünschen“, betont Dr. Felten.